Der Februar 2024 war ein historisch milder und denkwürdiger Monat
Februar-Rückblick der Wetterstation Eggerszell (490 m ü. NN)
Der diesjährige Februar schloss mit einer
Durchschnittstemperatur von 5,7 Grad Celsius rekord-mild ab. Seit Beginn der
Wetterdatenaufzeichnung im Jahr 2007 gab es in Eggerszell den mit großem
Abstand wärmsten Februar. Das Temperaturmittel vom bisherigen Rekord-Februar
aus dem Jahr 2020 wurde heuer um sage und schreibe 2,2 Grad überschritten, was
extrem ist. Der langjährige Februar-Temperaturdurchschnitt (der Jahre
1961-1990) wurde sogar um satte 6,5 Grad überboten. Eine derart hohe positive
Temperaturabweichung gegenüber dem Klimamittel brachte generell noch kein Monat
bisher zu Stande. Bisweilen war der Januar 2007 mit einer Temperaturabweichung
von 5,3 Grad gegenüber dem Klimamittel der diesbezügliche Rekordhalter. Die
langjährigen Mittelwerte im Februar betragen in Eggerszell minus 0,8 Grad
(Jahre 1961-1990) und 0,6 Grad (Jahre 2007-2023). Zum Vergleich: Selbst den
langjährigen März-Durchschnitt toppte der diesjährige Februar um rund zwei
Grad. Der Februar war somit deutlich milder als ein gewöhnlicher März.
Vom ersten bis zum letzten Tag verlief der
Monat durchgehend, auf weite Strecken sogar viel, zu mild. Es gab keinen
einzigen Tag, welcher nur annähernd im Bereich des vieljährigen Mittels lag,
was es seit Aufzeichnungsbeginn noch nie gab. Die zwei noch kühlsten Tage waren
zum einen der 02.02.2024 mit einem Tagesmittel von 2,1 Grad und zum anderen der
24.02.2024 mit einem Durchschnittswert von 2,4 Grad. Ansonsten lagen die
Tagesmittelwerte den gesamten Montag hinweg zwischen sehr milden vier und neun
Grad Celsius. Der mildeste Tag des Monats konnte am 10.02.2024 mit einer
Tagesdurchschnittstemperatur von sagenhaften 9,5 Grad registriert werden. Jener
Tag brachte in Eggerszell mit 13,2 Grad auch den Monatshöchstwert der
Temperatur hervor. Damit wurde der Dekadenrekord aus der ersten Februardekade
(01. bis 10.02.) vom 10.02.2020 eingestellt. Für einen neuen Dekadenrekord oder
gar Februarrekord reichte es nicht aus. Die bisher höchste gemessene Temperatur
im Februar seit Messbeginn 2007 stammt nach wie vor vom 28.02.2019 und beträgt
15,4 Grad. Rein von den absoluten Maximalwerten betrachtet stellte dieser Monat
somit keine neuen Bestmarken auf. Dafür war es jedoch konstant die gesamten
vier Februarwochen hinweg viel zu mild. In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen,
dass die Mittelwerte eines längeren Zeitraumes beim Wetter von wesentlich
entscheidenderer Bedeutung sind als Spitzenwerte oder Wetterereignisse an
einzelnen wenigen Tagen. Die tiefste Temperatur des Monats wurde am 02.02.2024
mit nur minus 0,3 Grad Celsius aufgezeichnet. Dies war der einzige Frosttag des
gesamten Monats. Eine derart hohe Monatstiefsttemperatur gab es seit
Aufzeichnungsbeginn 2007 im Februar bisher nicht ansatzweise. Selbst jeder
einigermaßen normale April bringt eine tiefere Temperatur und mehr Frosttage zu
Stande. Als kleiner Vergleich dient der 10. Mai 2017, als die Wetterstation
Eggerszell eine Minimaltemperatur von minus 0,8 Grad registrieren konnte. Die
10-Grad-Marke wurde an sechs Tagen geknackt. Die mittlere Minimaltemperatur bewegte
sich bei 3,4 Grad und die durchschnittliche Höchsttemperatur lag bei 8,5 Grad,
was den vorfrühlingshaften Monat zusätzlich verdeutlicht. Was selbst heutzutage
im Februar in Sachen Kälte eigentlich noch möglich wäre, zeigt ein kleiner
Rückblick auf das Jahr 2018. Der Februar 2018 schloss in Eggerszell nämlich mit
einer Mitteltemperatur von minus 2,5 Grad und 25 Tagen mit deutlich negativem
Tagesmittel ab. Vom 26. bis 28.02.2018 lagen die Tagesmittelwerte bei jeweils
unter minus 10 Grad. Der bisher kälteste Februar seit Aufzeichnungsbeginn vor
17 Jahren war jedoch jener aus dem Jahr 2012 mit einer
Monatsdurchschnittstemperatur von minus 4,5 Grad. Es war somit im Februar 2012
im Durchschnitt um über 10 Grad kälter als im diesjährigen Februar.
Grund für den beachtlich milden Februar waren
die beständig andauernden sehr milden Großwetterlagen über Mitteleuropa. Wir
lagen nahezu durchwegs im Einflussbereich von milden Luftmassen aus Südeuropa
und dem Atlantik. An wenigen Tagen erreichte uns sogar sehr milde Luft
nordafrikanischem Ursprungs. Winterliche Kaltluft aus Nordeuropa oder gar aus
dem Polargebiet blieb durchwegs in weiter Ferne. Der Winter konnte sich zu
keinem Zeiptunkt auch nur ansatzweise durchsetzen. Selbst Winterintermezzos
blieben bis in mittlere Höhenlagen (um 500 Meter) hinab komplett aus. In
Eggerszell konnte den gesamten Monat hinweg keine einzige Schneeflocke
gesichtet werden. Der Februar war somit an der Wetterstation in Eggerszell
schneetechnisch in allen Belangen eine Nullnummer. Es konnte kein einziger
Schneedeckentag geschweige denn ein Tag mit Schneefall verzeichnet werden, was
bereits viel über diesen extrem unwinterlichen "Wintermonat" aussagt.
Seit Aufzeichnungsbeginn 2007 konnte bisher nicht annähernd ein komplett
schneeloser Februar vermeldet werden. Der Blick ins Schnee-Archiv der
nahegelegenen Messstation des Deutschen Wetterdienstes in
Wiesenfelden-Utzenzell verrät, dass es dort seit Messbeginn 1961 bisher noch
nie einen komplett schneefreien Februar gegeben hat. Selbst im Wintersportzentrum
Sankt Englmar auf gut 900 Meter Höhe gab es nur an mickirgen zwei Tagen
einzelne wenige Schneeflocken zu beobachten. Die Wetterstation in St.
Englmar-Hinterwies (918 Meter Höhe) konnte nur zwei Schneedeckentage mit
maximal einem Zentimeter Schnee melden, was ein Armutszeugnis für einen
Wintermonat darstellt. Wintersportfreunde kamen im Bayerischen Wald im Februar
2024 lediglich auf den obersten Kammlagen zwischen Arber und Dreisessel
oberhalb etwa 1200 Metern Höhe gelegentlich auf Ihre Kosten. Während die Lagen
bis rund 1100 Meter Höhe hinauf zeitweise komplett schneefrei waren, hielt sich
dagegen auf den Gipfellagen ein paar hundert Höhenmeter weiter oben meterhoher,
vollkommen verharschter Altschnee. An der Wetterstation Chamer Hütte (Wettermessnetz
Ostbayern) am Bergsattel zwischen Kl. und Gr. Arber auf 1292 Meter Höhe betrug
die Schneehöhe den gesamten Februar hinweg zwischen 115 und 135 Zentimeter.
Mit einer Gesamtniederschlagsmenge von 97,4
Millimeter, verteilt auf 17 Tage, verlief der Monat deutlich zu nass. Das
langjährige Februar-Niederschlagsmittel wurde damit um rund 40 Millimeter
überschritten. Sämtlicher Niederschlag fiel dabei in Form von Regen, was für
einen Februar außergewöhnlich ist und einen neuen Rekord darstellt. Der
nasseste Tag war der 22.02.2024 mit einer Regenmenge von 38,4 Millimeter. Der
Monat präsentierte sich auf weite Strecken sehr unbeständig. Bis zum 23.02.2024
blieben nur vier Tage niederschlagsfrei. Eine deutliche und vor allem
nachhaltige Beruhigung der Großwetterlage stellte sich erst ab dem 24.02.2024
ein. Die letzten sechs Tage des Monats verliefen schließlich alle samt ruhig
und trocken.
Die stärkste Windböe zeichnete die Wetterstation Eggerszell am 23.02.2024 mit 62,8 Kilometer pro Stunde auf. In Bezug auf die mittlere Windgeschwindigkeit liegt mit 8,5 Kilometer pro Stunde ein normaler Februar zurück. Mit nur 53 Sonnenstunden war es viel zu trüb. Die Sonne zeigte sich, im Vergleich zum langjährigen Mittel, etwa 35 Stunden zu wenig.
Ostbayernweiter Rekord-Februar
Zieht man umliegende Wetterstationen mit sehr
langen Messreihen heran, dann wird der beispiellose Februar noch um einiges
deutlicher. An der amtlichen Wetterstation des Deutschen Wetterdienstes in
Straubing, wo bereits seit 1940 ununterbrochen Wetterdaten erfasst werden,
wurde der bestehende Februarrekord von 5,0 Grad, in Bezug auf das Monatsmittel,
aus dem Jahr 1966 pulverisiert. Der Rekord aus dem Jahr 1966 wurde in diesem
Februar um heftige 1,5 Grad überschritten, was aus meteorologischer Sicht
sprachlos macht. Der diesjährige Februar war somit in Straubing im Mittel
nochmals 1,5 Grad wärmer als der bisherige Rekord-Februar im Jahr 1966, was
äußert beachtlich ist. Das langjährige Februar-Temperaturmittel (der Jahre
1961-1990) wurde in Straubing um sage und schreibe 6,8 Grad überschritten. Dies
stellt die höchste Abweichung dar, welche es überhaupt jemals in einem Monat an
der Wetterstation Straubing seit Messbeginn vor über 80 Jahren gab.
Normalerweise beträgt das Temperaturmittel im Februar in Straubing nur rund
Null Grad. Diese Situation trifft sehr ähnlich auf sämtliche andere
Wetterstationen in Ostbayern mit sehr langen Messreihen zu. Ostbayernweit
verzeichneten einheitlich alle amtlichen Wetterstationen, mit langen
Aufzeichnungsreihen von 50 bis 80 Jahren, den bisher mit Abstand wärmsten
Februar.
Wissenswertes
Auch deutschlandweit betrachtet erlebten wir
heuer den mit Abstand wärmsten Februar seit Beginn der
Wetterdatenaufzeichnungen im Jahr 1881. Das Deutschlandmittel, berechnet aus
allen Wetterstationen des Deutschen Wetterdienstes, betrug 6,6 Grad. Der alte Rekord aus dem Jahr
1990 mit 5,7 Grad wurde damit in den Schatten gestellt. Zudem wurde erstmals in
einem Monat überhaupt eine Abweichung vom Klimamittel 1961-1990 über sechs Grad
erreicht. Der diesjährige Februar war somit in Deutschland der Wärmste den es
jemals seit Aufzeichnungsbeginn vor 143 Jahren gab.
Martin Bohmann / Wetterstation Eggerszell / Wettermessnetz Ostbayern
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