14. März 2024

Der Februar 2024 war ein historisch milder und denkwürdiger Monat

Februar-Rückblick der Wetterstation Eggerszell (490 m ü. NN)

Der diesjährige Februar schloss mit einer Durchschnittstemperatur von 5,7 Grad Celsius rekord-mild ab. Seit Beginn der Wetterdatenaufzeichnung im Jahr 2007 gab es in Eggerszell den mit großem Abstand wärmsten Februar. Das Temperaturmittel vom bisherigen Rekord-Februar aus dem Jahr 2020 wurde heuer um sage und schreibe 2,2 Grad überschritten, was extrem ist. Der langjährige Februar-Temperaturdurchschnitt (der Jahre 1961-1990) wurde sogar um satte 6,5 Grad überboten. Eine derart hohe positive Temperaturabweichung gegenüber dem Klimamittel brachte generell noch kein Monat bisher zu Stande. Bisweilen war der Januar 2007 mit einer Temperaturabweichung von 5,3 Grad gegenüber dem Klimamittel der diesbezügliche Rekordhalter. Die langjährigen Mittelwerte im Februar betragen in Eggerszell minus 0,8 Grad (Jahre 1961-1990) und 0,6 Grad (Jahre 2007-2023). Zum Vergleich: Selbst den langjährigen März-Durchschnitt toppte der diesjährige Februar um rund zwei Grad. Der Februar war somit deutlich milder als ein gewöhnlicher März.

Vom ersten bis zum letzten Tag verlief der Monat durchgehend, auf weite Strecken sogar viel, zu mild. Es gab keinen einzigen Tag, welcher nur annähernd im Bereich des vieljährigen Mittels lag, was es seit Aufzeichnungsbeginn noch nie gab. Die zwei noch kühlsten Tage waren zum einen der 02.02.2024 mit einem Tagesmittel von 2,1 Grad und zum anderen der 24.02.2024 mit einem Durchschnittswert von 2,4 Grad. Ansonsten lagen die Tagesmittelwerte den gesamten Montag hinweg zwischen sehr milden vier und neun Grad Celsius. Der mildeste Tag des Monats konnte am 10.02.2024 mit einer Tagesdurchschnittstemperatur von sagenhaften 9,5 Grad registriert werden. Jener Tag brachte in Eggerszell mit 13,2 Grad auch den Monatshöchstwert der Temperatur hervor. Damit wurde der Dekadenrekord aus der ersten Februardekade (01. bis 10.02.) vom 10.02.2020 eingestellt. Für einen neuen Dekadenrekord oder gar Februarrekord reichte es nicht aus. Die bisher höchste gemessene Temperatur im Februar seit Messbeginn 2007 stammt nach wie vor vom 28.02.2019 und beträgt 15,4 Grad. Rein von den absoluten Maximalwerten betrachtet stellte dieser Monat somit keine neuen Bestmarken auf. Dafür war es jedoch konstant die gesamten vier Februarwochen hinweg viel zu mild. In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass die Mittelwerte eines längeren Zeitraumes beim Wetter von wesentlich entscheidenderer Bedeutung sind als Spitzenwerte oder Wetterereignisse an einzelnen wenigen Tagen. Die tiefste Temperatur des Monats wurde am 02.02.2024 mit nur minus 0,3 Grad Celsius aufgezeichnet. Dies war der einzige Frosttag des gesamten Monats. Eine derart hohe Monatstiefsttemperatur gab es seit Aufzeichnungsbeginn 2007 im Februar bisher nicht ansatzweise. Selbst jeder einigermaßen normale April bringt eine tiefere Temperatur und mehr Frosttage zu Stande. Als kleiner Vergleich dient der 10. Mai 2017, als die Wetterstation Eggerszell eine Minimaltemperatur von minus 0,8 Grad registrieren konnte. Die 10-Grad-Marke wurde an sechs Tagen geknackt. Die mittlere Minimaltemperatur bewegte sich bei 3,4 Grad und die durchschnittliche Höchsttemperatur lag bei 8,5 Grad, was den vorfrühlingshaften Monat zusätzlich verdeutlicht. Was selbst heutzutage im Februar in Sachen Kälte eigentlich noch möglich wäre, zeigt ein kleiner Rückblick auf das Jahr 2018. Der Februar 2018 schloss in Eggerszell nämlich mit einer Mitteltemperatur von minus 2,5 Grad und 25 Tagen mit deutlich negativem Tagesmittel ab. Vom 26. bis 28.02.2018 lagen die Tagesmittelwerte bei jeweils unter minus 10 Grad. Der bisher kälteste Februar seit Aufzeichnungsbeginn vor 17 Jahren war jedoch jener aus dem Jahr 2012 mit einer Monatsdurchschnittstemperatur von minus 4,5 Grad. Es war somit im Februar 2012 im Durchschnitt um über 10 Grad kälter als im diesjährigen Februar.

Grund für den beachtlich milden Februar waren die beständig andauernden sehr milden Großwetterlagen über Mitteleuropa. Wir lagen nahezu durchwegs im Einflussbereich von milden Luftmassen aus Südeuropa und dem Atlantik. An wenigen Tagen erreichte uns sogar sehr milde Luft nordafrikanischem Ursprungs. Winterliche Kaltluft aus Nordeuropa oder gar aus dem Polargebiet blieb durchwegs in weiter Ferne. Der Winter konnte sich zu keinem Zeiptunkt auch nur ansatzweise durchsetzen. Selbst Winterintermezzos blieben bis in mittlere Höhenlagen (um 500 Meter) hinab komplett aus. In Eggerszell konnte den gesamten Monat hinweg keine einzige Schneeflocke gesichtet werden. Der Februar war somit an der Wetterstation in Eggerszell schneetechnisch in allen Belangen eine Nullnummer. Es konnte kein einziger Schneedeckentag geschweige denn ein Tag mit Schneefall verzeichnet werden, was bereits viel über diesen extrem unwinterlichen "Wintermonat" aussagt. Seit Aufzeichnungsbeginn 2007 konnte bisher nicht annähernd ein komplett schneeloser Februar vermeldet werden. Der Blick ins Schnee-Archiv der nahegelegenen Messstation des Deutschen Wetterdienstes in Wiesenfelden-Utzenzell verrät, dass es dort seit Messbeginn 1961 bisher noch nie einen komplett schneefreien Februar gegeben hat. Selbst im Wintersportzentrum Sankt Englmar auf gut 900 Meter Höhe gab es nur an mickirgen zwei Tagen einzelne wenige Schneeflocken zu beobachten. Die Wetterstation in St. Englmar-Hinterwies (918 Meter Höhe) konnte nur zwei Schneedeckentage mit maximal einem Zentimeter Schnee melden, was ein Armutszeugnis für einen Wintermonat darstellt. Wintersportfreunde kamen im Bayerischen Wald im Februar 2024 lediglich auf den obersten Kammlagen zwischen Arber und Dreisessel oberhalb etwa 1200 Metern Höhe gelegentlich auf Ihre Kosten. Während die Lagen bis rund 1100 Meter Höhe hinauf zeitweise komplett schneefrei waren, hielt sich dagegen auf den Gipfellagen ein paar hundert Höhenmeter weiter oben meterhoher, vollkommen verharschter Altschnee. An der Wetterstation Chamer Hütte (Wettermessnetz Ostbayern) am Bergsattel zwischen Kl. und Gr. Arber auf 1292 Meter Höhe betrug die Schneehöhe den gesamten Februar hinweg zwischen 115 und 135 Zentimeter.

Mit einer Gesamtniederschlagsmenge von 97,4 Millimeter, verteilt auf 17 Tage, verlief der Monat deutlich zu nass. Das langjährige Februar-Niederschlagsmittel wurde damit um rund 40 Millimeter überschritten. Sämtlicher Niederschlag fiel dabei in Form von Regen, was für einen Februar außergewöhnlich ist und einen neuen Rekord darstellt. Der nasseste Tag war der 22.02.2024 mit einer Regenmenge von 38,4 Millimeter. Der Monat präsentierte sich auf weite Strecken sehr unbeständig. Bis zum 23.02.2024 blieben nur vier Tage niederschlagsfrei. Eine deutliche und vor allem nachhaltige Beruhigung der Großwetterlage stellte sich erst ab dem 24.02.2024 ein. Die letzten sechs Tage des Monats verliefen schließlich alle samt ruhig und trocken.

Die stärkste Windböe zeichnete die Wetterstation Eggerszell am 23.02.2024 mit 62,8 Kilometer pro Stunde auf. In Bezug auf die mittlere Windgeschwindigkeit liegt mit 8,5 Kilometer pro Stunde ein normaler Februar zurück. Mit nur 53 Sonnenstunden war es viel zu trüb. Die Sonne zeigte sich, im Vergleich zum langjährigen Mittel, etwa 35 Stunden zu wenig.


Ostbayernweiter Rekord-Februar

Zieht man umliegende Wetterstationen mit sehr langen Messreihen heran, dann wird der beispiellose Februar noch um einiges deutlicher. An der amtlichen Wetterstation des Deutschen Wetterdienstes in Straubing, wo bereits seit 1940 ununterbrochen Wetterdaten erfasst werden, wurde der bestehende Februarrekord von 5,0 Grad, in Bezug auf das Monatsmittel, aus dem Jahr 1966 pulverisiert. Der Rekord aus dem Jahr 1966 wurde in diesem Februar um heftige 1,5 Grad überschritten, was aus meteorologischer Sicht sprachlos macht. Der diesjährige Februar war somit in Straubing im Mittel nochmals 1,5 Grad wärmer als der bisherige Rekord-Februar im Jahr 1966, was äußert beachtlich ist. Das langjährige Februar-Temperaturmittel (der Jahre 1961-1990) wurde in Straubing um sage und schreibe 6,8 Grad überschritten. Dies stellt die höchste Abweichung dar, welche es überhaupt jemals in einem Monat an der Wetterstation Straubing seit Messbeginn vor über 80 Jahren gab. Normalerweise beträgt das Temperaturmittel im Februar in Straubing nur rund Null Grad. Diese Situation trifft sehr ähnlich auf sämtliche andere Wetterstationen in Ostbayern mit sehr langen Messreihen zu. Ostbayernweit verzeichneten einheitlich alle amtlichen Wetterstationen, mit langen Aufzeichnungsreihen von 50 bis 80 Jahren, den bisher mit Abstand wärmsten Februar.

 

Wissenswertes

Auch deutschlandweit betrachtet erlebten wir heuer den mit Abstand wärmsten Februar seit Beginn der Wetterdatenaufzeichnungen im Jahr 1881. Das Deutschlandmittel, berechnet aus allen Wetterstationen des Deutschen Wetterdienstes,  betrug 6,6 Grad. Der alte Rekord aus dem Jahr 1990 mit 5,7 Grad wurde damit in den Schatten gestellt. Zudem wurde erstmals in einem Monat überhaupt eine Abweichung vom Klimamittel 1961-1990 über sechs Grad erreicht. Der diesjährige Februar war somit in Deutschland der Wärmste den es jemals seit Aufzeichnungsbeginn vor 143 Jahren gab.

Martin Bohmann / Wetterstation Eggerszell / Wettermessnetz Ostbayern

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen